Ökumenische Kirchentage - Résumé
Mit einem Gottesdienst in der Seeguthalle gingen die Ökumenischen Kirchentage 2006 im Weissacher Tal zu Ende. In vielen Veranstaltungen wurde das Thema „Aus dem Rahmen treten“ umgesetzt, sei es kreativ in dem zauberhaften Acrylbild, das unter Leitung der Weissacher Künstlerin Biggi Schwaderer von acht Teilnehmerinnen gemalt wurde oder im Parament aus Filz, das in dieser Woche entstand und Psalm 139 in Bilder fasst. Die Verbindung von Texten des persischen Mystikers Rumi – gelesen von Reza Maschajechi – und abendländischer Orgelmusik in der Interpretation von Reiner Schulte nahm die Zuhörer gefangen und entrückte sie in einen Raum der Zeitlosigkeit. Ähnliche Erfahrung vermittelte das meditative Tanzen mit dem Unterschied, dass die Teilnehmer selber agierten. Aus dem Rahmen traten auch die Jugendlichen, die die Nacht von Freitag auf Samstag mit Gespräch, Meditation, Taizégebet und Workshops verbrachten – jedenfalls nicht mit Schlafen.
Die Ordensschwester Lea Ackermann bezeugte in Person was es heißt, aus dem Rahmen der Konvention auszubrechen und sich für Frauen, die ausgebeutet und zur Prostitution gezwungen werden, einzusetzen. Professor Karl-Josef Kuschel ermunterte zum Trialog zwischen Juden, Christen und Muslimen, der dann möglich wird, wenn das Verbindende gesehen wird, was nicht heißt, die Unterschiede zu ignorieren. Das Ökumenefest am Samstagabend ließ die Woche mit allen Aktivitäten nochmals Revue passieren, das Kabarett Schelmenchristen brachte das Publikum zum Schmunzeln und auch zum Nachdenken.
Diese Woche, die als ganzheitliches Angebot für Seele, Körper und Geist konzipiert war, fand ihr Publikum, groß und klein, jung und alt.- vielleicht auch deshalb, weil jede Veranstaltung Hoffnungsperspektiven und Ansätze zu praktischem Handeln bot. Ein gutes Beispiel dafür war das Gespräch über neue Wohnformen für Menschen in der dritten Lebensphase, die es dem einzelnen ermöglichen, seine Selbstständigkeit möglichst lange zu bewahren und gleichzeitig Kontakte zu pflegen und so der Vereinsamung vorzubeugen. Hoffnungsperspektive auch bei dem Gespräch zwischen Frau Hecht und Prälatin Wulz über die Zukunft der Kirche – Aufruf zur Gelassenheit trotz vieler aktueller Widrigkeiten.
Das Motto der Woche wurde im Schlussgottesdienst auf unterschiedliche Weise sichtbar, durch die Kinder, die voll unbekümmerter Fröhlichkeit ihr Begrüßungslied sangen, durch die beiden Clowninnen, die mitfühlen ließen, wie schwer und beglückend zugleich es ist, aus dem Rahmen zu treten und durch Bischof Minors Deutung der Gestalt Abrahams als eines Menschen, der sich dem Ruf zum Aufbruch nicht verschließt, obwohl alle Vernunftgründe dagegen sprechen. Vielleicht definiert der eine oder andere jetzt seinen „Rahmen“ neu.
Edith Hohenleitner, Vorsitzende ACK Weissacher Tal